Wenn die Nordkette hoch über Innsbruck in der Dunkelheit noch heller leuchtet ist Markus Witting, Pistengeräte-Fahrer auf der Seegrube, an der Arbeit. Der 53- jährige ist diesen Winter die zweite Saison Teil des 4-köpfigen Pisten-Teams und arbeitet im Sommer als Mechaniker beim Golfplatz Wildmoos. Dank seiner Berufserfahrungen als LKW-Fahrer, Landmaschinen-Mechaniker und als Werkstatt-Leiter bringt er jede Menge technisches Verständnis mit. Ein klarer Vorteil, denn einen Großteil der anfallenden Reparaturen kann er selbst in die Hand nehmen.
Für den Beruf des Pistengeräte-Fahrers gibt es keine spezielle Ausbildung. Neben dem technischen Verständnis ist die Grundvoraussetzung ein Führerschein der Klasse B. Die Ausbildung selbst gestaltet sich dann über „learning by doing“ – und da gibt es auf der Gruabn ganz besondere Herausforderungen.
„WENN MAN DA MIT DER PISTENRAUPE FAHREN KANN, DANN KANN MAN ÜBERALL DAMIT FAHREN!“
Das kleine, aber feine Skigebiet auf der Seegrube zeichnet sich vor allem durch seine Steilheit aus. Diese fordert auch die Pistenraupen-Fahrer heraus, denn bis auf den Übungshang müssen auf der Seegrube alle Hänge mit der Seilwinde präpariert werden. Für Markus Witting ist die Steilheit der Hänge ein besonderes Feature bei der Arbeit auf der Seegrube. Bei der Frage nach seiner Berufsbezeichnung schmunzelt er und beschreibt sich gerne als „Steilwand-Designer“. Denn eins steht fest – wenn die steilen Hänge der Gruabn mit dem Pistengerät befahrbar sind, dann kann man wohl überall damit fahren.
FEINGEFÜHL IST ERFORDERLICH
Zurück zur Seilwinde. Diese wird abhängig von der Steilheit des Hanges und dem Gewicht des Geräts beim Präparieren von Skipisten verwendet. Dafür gibt es verschiedene Anhängepunkte für die Pistengeräte. Das insgesamt 820 Meter lange Seil „sichert“ das Pistengerät dann vom Anhängepunkt den Hang hinunter und hinauf. So kann der Schnee, der von den Skifahrern nach unten geschoben wird, wieder nach oben bzw. auf die Pisten befördert werden. Beim Kasermandl wird das Seil beispielsweise über 500 Meter über den Hang gespannt. Hängt die Pistenraupe an der Seilwinde ist Feingefühl erforderlich. Langsam und vorsichtig „kippen“ die Pistengeräte in den Steilhang und das Seil verschwindet in der Dunkelheit. Die Schwerkraft ist hier deutlich spürbar. Mit viel Feingefühl kann so Spur für Spur die Piste für den kommenden Skitag präpariert werden.
ACHTUNG LEBENSGEFAHR!
In der Dunkelheit verschwindet das Seil nicht nur für den Pistenraupenfahrer, sondern auch für Wintersportler. Durch die Bewegung des Pistengeräts wird auch das „unsichtbare“ Stahlseil immer wieder bewegt, was sehr gefährlich ist. Deshalb ist hier äußerste Vorsicht geboten. Zum eigenen Wohl, aber auch aus Rücksicht gegenüber den Pistengeräte-Fahrern werden Tourengeher deshalb gebeten, sich nach den Öffnungszeiten nicht mehr im Skigebiet aufzuhalten.
VIEL SCHNEE BEDEUTET VIEL ARBEIT
6 Tage die Woche präpariert Markus nach dem Skibetrieb die Pisten an der Nordkette. Die Arbeitszeiten sind dabei ganz unterschiedlich. Während er, wenn er schnell ist bis ca. 20 Uhr beschäftigt ist, kann es auch mal passieren, dass sein Arbeitstag bis in die frühen Morgenstunden andauert oder er sogar auf der Seegrube übernachtet. Das ist natürlich abhängig vom Schnee. Bei viel Neuschnee müssen sich die Pistengeräte erst einmal Zugang zu den Hängen verschaffen, bevor die eigentlichen Pisten präpariert werden können. Lawinenabgänge und eingeschneite bzw. verschüttete Anhängepunkte sind weitere Herausforderungen, die der Neuschnee mit sich bringt.
DIE PERFEKTE PISTE
Skifahrer oder Snowboarder? Markus ist einer der wenigen, der diese Frage mit „beides“ beantworten kann. Als leidenschaftlicher Wintersportler ist es ihm ein ganz besonderes Anliegen, für perfekte Pisten auf der Seegrube zu sorgen. So betrachtet er sein Werk sehr kritisch und bessert kleine Löcher oder Fehler in der Spur immer sorgfältig aus. Da er selbst viel auf Ski oder mit dem Snowboard unterwegs ist, weiß er eine gute Piste zu schätzen und will den Wintersportlern an der Nordkette bestens präparierte Pisten bieten.
TRAUMKULISSE AM ARBEITSPLATZ
Die letzten Gäste fahren ins Tal, langsam fängt es an zu dämmern und auf der Seegrube kehrt Ruhe ein. Die Lichter der Stadt werden heller und die Sterne funkeln. So kitschig das auch klingen mag, diese Traumkulisse ist Markus‘ Arbeitsplatz (natürlich nur, wenn das Wetter mitspielt). Der einzigartige Blick auf Innsbruck und die umliegende Bergwelt machen diesen Arbeitsplatz mit Sicherheit zu einem der schönsten der Stadt!
DER ABLAUF
Eine Stunde vor Schichtbeginn fährt Markus auf die Seegrube. Oben angekommen, werden zuerst die Geräte gecheckt. Markus‘ Pistenraupe ist mit ca. 1000 Betriebsstunden die 4. Saison im Einsatz und hat ca. 4,5 Tonnen Zugkraft. Sind die Maschinen überprüft, beginnt die „eigentliche Arbeit“. Ein Pistengerät ist für die flachen Passagen ohne Seilwinde zuständig, das andere für die steilen Hänge. Erst wenn der Weg Richtung 3er-Stützen-Lift präpariert ist, ist das steile Kasermandl an der Reihe. Sind alle Löcher ausgebessert und alle Pisten so, wie sie Markus gerne selber befahren würde, geht’s mit der Gondel zurück in die Stadt. Die frisch präparierten Pisten können über Nacht gefrieren und warten darauf, dass am nächsten Morgen, die ersten Spuren auf ihnen gezogen werden.