Tradition trifft Moderne: 10 Jahre Hungerburgbahn – Die Verbindung zwischen urbaner Kultur und alpiner Natur
Zwischen 1906 und 2005 diente die alte Hungerburgbahn der einfachen Personenbeförderung zwischen Mühlauer Brücke und Hungerburg. Seit der Neutrassierung vor zehn Jahren ist die neue Hungerburgbahn dennoch Vieles mehr als eine einfache Standseilbahn.
Der international renommierten Architektin Zaha Hadid ist es gelungen, den alpin-urbanen Charakter Innsbrucks in einem architektonischen Meisterwerk zwischen Congress und Hungerburg zu vereinen und damit ein einzigartiges Wahrzeichen für Innsbruck zu kreieren. Die vier Stationen der Hungerburgbahn sowie die imposante Hungerburgbahn-Innbrücke prägen das Stadtbild Innsbrucks.
Seit 2007 trägt die Hungerburgbahn auch maßgeblich zur Erfolgsgeschichte der Innsbrucker Nordkettenbahnen bei. Am Anfang eines Ausflugs auf die Nordkette und in den Naturpark Karwendel steht die von Zaha Hadid entworfene Bahn mit ihren Stationen. Sie fungiert als wichtiges Bindeglied zwischen Stadt und Hungerburg mit Anschluss an die Nordkettenbahnen. In weniger als 20 Minuten gelangt man damit aus dem Innsbrucker Stadtkern in hochalpines Gelände.
Zaha Hadid – Die Kurvenkönigin
Von Experten wird Zaha Hadid als Kurvenkönigin bezeichnet. Ihre Werke sind kinetisch, fließend und fluide und erlangten Weltberühmtheit. Hadids visionäre Konstruktionen bestehen oftmals aus Stahl, Glas und Zement. Sie schaffen hohe, helle Räume und kaum einen rechten Winkel.
Diesen Stil spiegelt die Architektur der Hungerburgbahn in allen Facetten wieder. Inspiriert von Schnee und Eis fügen sich die vier Stationen vom Congress, über das Löwenhaus, den Alpenzoo und die Hungerburg harmonisch in ihre urban-alpine Umgebung ein.
Schnee. Eis. Gletscherbewegungen. Die Architektur der Hungerburgbahn.
Der formalen Grundidee von „Schale & Schatten“ folgend wölben sich organisch geformte Glas- und Dachschalen über Sichtbetonlandschaften und spannen im Zusammenspiel den Raum der vier Stationen auf.
Auf unterschiedliche Art und Weise inszenieren sie einer Dramaturgie der Bewegung folgend ihren jeweiligen Ort und sind auf ihren Kontext, die Topographie, Höhe und Trassengeometrie abgestimmt. Von der innerstädtischen „U-Bahn-Station“ (Congress) über eine dem Inn entlang laufende Hochbahnstation (Löwenhaus), die in den Schwung der Brücke überführt, den Turmbau am Steilhang mitten im Wald (Alpenzoo) bis zur Bergstation auf der Hungerburg, die einem Vogel gleich die Flügel zur Stadt hin ausbreitet und in eine Aussichtsplattform mündet.
Die Schalenstruktur findet sich in jeder Station flexibel angepasst an ihre Umgebung wieder und macht jede Station klar als Teil eines Ganzen identifizierbar. Die fließenden Dachformen und weichen Konturen sind laut Zaha Hadid von Gletscherbewegungen inspiriert.
Zaha Hadid - Ihre Vita
„Das Wichtigste ist die Bewegung, der Fluss der Dinge, eine nicht-euklidische Geometrie, in der sich nichts wiederholt: eine Neuordnung des Raumes.“ – ZAHA HADID
- *31.10.1950 + 31.3.2016
- Britische Architektin, irakischer Herkunft
- Zählt zu den renommiertesten Planerinnen der Gegenwart
- Zog mit 22 Jahren nach London, studierte an der Architectural Association School of Architecture. Gründete zehn Jahre später dort ihr eigenes Architektenbüro.
- Erhielt 2004 als erste Frau die bedeutendste Ehrung in der Architektur: den Pritzker Architektur Preis.
- Verstarb 2016 überraschend an den Folgen eines Herzinfarkts.
Zaha Hadid wurde 1950 in eine weltoffene muslimische Familie hineingeboren. Sie mag viel gewesen sein. Beeindruckende Persönlichkeit, Visionärin, Architektin, Professorin, Lehrende und Designerin. Vor allem war sie eine Frau, die die Formensprache in der Architektur neu definierte.
Ihr Baustil und ihre Designs werden als kinetisch und fließend eingeordnet. Ihr Geschäftspartner Patrik Schumacher definiert ihren Stil als parametrisch und meint damit eine „Eleganz geordneter Komplexität und den Eindruck nahtloser Fluidität“. Mit jenen dekonstruktiven kurvigen Bauten schrieb Zaha Hadid die Architekturgeschichte des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts wesentlich mit.
In Innsbruck hat sie das Stadtbild mit der Bergiselschanze und der Hungerburgbahn nachhaltig geprägt. Hadid hinterlässt damit eindrucksvolle Spuren ihrer einzigartigen Kreativität, die internationale Aufmerksamkeit wecken und weit über ihr Lebenswerk hinaus wirken. Als Trägerin des österreichischen Ehrenzeichens war Zaha Hadid zudem 15 Jahre lang als Lehrende an der Universität für angewandte Kunst in Wien tätig.
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